Jim Burns (1936 - )

 

Epitaph für den Fall, daß es passieren sollte


Keiner hat mir jemals
einen Preis für meine Gedichte gegeben,
Gottseidank, und der Staat
vermachte mir nie einen Zuschuß.
Ich betrank mich mit meinen Freunden,
liebte, lachte und
stritt manchmal mit meiner Frau,
und währenddessen
verabscheute ich Polizisten, Pfarrer
und Politiker.
Die Gedichte kamen und wurden
niedergeschrieben. Die sie lesen wollten,
taten es. Der Rest
mag zur Hölle fahren. Und falls eins
oder zwei von einem emsigen Dozenten
in die Kehle eines Studenten gerammt
werden sollten, dann soll jeder daran denken:
Ich schrieb Gedichte,
weil ich nicht das Geld hatte,
dauernd besoffen zu sein.




Eine neue Erfahrung


Nie ist das Leben so wie in den Romanen die ich lese,
und ich frage mich warum. All die Jahre,
die ich damit verbracht habe, ergreifende Geschichten über
auseinandergehende Ehen zu studieren, wo der
verzweifelte Held nach dem Zusammenbruch
in einem Nebel aus Alkohol verschwindet. Irgendwie
schien es so hoffnungslos romantisch,
diese Art Leben, das ein richtiger Poet des 20. Jahrhunderts
führen sollte. Und als es passierte,
machte ich mir noch ein Salatsandwich,
überlegte, ob ich die Küche fegen
oder ein paar Hemden waschen sollte,
und vertrödelte dann den Abend mit einem Western im Fernsehen.

 

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