Hi Mr. Flat Jack,
und? Schon wieder falsche Antworten am falschen Ort zur falschen Zeit gemacht ? Grüße an all die Freunde, welche ich an solch seltsame Institutionen, wie Haar verloren habe, und die mich jetzt zurück gelassen haben, umgeben von lauter völlig Durchgeknallten. Irgendwo in Deinem Brief sprichst Du von positiven Seiten, ja was glaubst Du denn was ich mache, stell Dir nur mal vor es gäbe keinen Tod mehr !!! Depressiv, Junge ich kratze die letzten Gründe zum Leben zusammen, so etwas nennst Du depressiv ? Ich bezeichne dies als die Revolution des Optimismus !!! Und außerdem wenn es nur noch den Lärm, welchen Du im Anflug völliger geistiger Umnachtung Musik nennst, geben würde, dann wäre es mir scheißegal wie ich sterbe, nur besser gestern als heute. Zum Glück gibt es noch Musik, also werde ich wohl noch eine Zeitlang die verpestete Luft atmen. Heute Abend ist wieder Streß angesagt, Pete, einer jener Langhaarigen (????) Heavy Metaller hat mich zu einem Nobelitaliener eingeladen. So ein Laden wo die Bayernpfeifen und Becker und Co. firmieren. Na dann gute Nacht.
Glück gehabt, es gab keinen Tisch mehr, dafür waren wir im Il Museo, etwas ähnliches, nur nicht ganz soviel Prominenz, aber das Essen war nicht schlecht, doch bei Bella Italia wäre ich zumindest satt geworden. Doch das ist alles Schnee von gestern, ein Spiel dem wir nicht entkommen, sobald wir etwas wahrnehmen ist es schon Vergangenheit, zerronnen im Strom des Daseins. Eigentlich dürfte unsere Sprache gar nicht den Präsens kennen, denn seine Benutzung ist nur Selbstbetrug, aber genau jenen lieben wir mehr als alles andere. Wahrheit, Pah ! Könnte sowieso niemand mit umgehen, alles nur Lug und Betrug, außer dem Tod, er ist das einzig Reale im Leben. Ich spiele mit einem Block, ließ die Seiten über meinen Fingernagel ziehen, mein Kater fand dies recht interessant, warum auch nicht. Eins ist so gut, wie das andere, der Unterschied entsteht ja nur in dem Bewusstsein unseres Aberglaubens.
Die Stürme des Rauchs blasen die Erinnerungen weg,
raus aus dem Bewusstsein,
irgendwo hin in die Kälte,
das Vergessen.
Egal welche Anstrengungen,
du machst,
du verlierst immer,
ob in deinen Ambitionen,
oder in den Augen einer Frau.
Nur das Verlieren steht fest,
Siege gibt es keine,
egal was Du machst,
am Ende steht immer die Niederlage.
Das ist das einzige Gesetz des Lebens, das wirklich zählt, über den Rest kannst Du ein Ei schlagen und im Klo runterspülen.
Ich blicke in meine Augen,
Spiegelbilder,
Landkarten der Zeit.
Brüche und Farben,
Wegweiser des Blues.
Spiegelbilder in den Schatten, verloren in den Gedanken, die einem Heute nachhängen, welches längst seine Knochen am Wegesrand ausdörren lässt. In den Wintern, die den Feuern folgen werden, glimmt die Glut in der neues Stahl geschmiedet wird. In der Dämmerung der letzten Tage vergehen die Träume, die genährt wurden durch den Wahnsinn der Narren, helle Feuer begrüßen den Anbruch der Dämmerung. Der Tag wird kommen, wo die Rechnungen zu bezahlen sind, und die Hoffnung aus ihrem Grab entsteigen wird. Die Erde wird beben, denn der Morgen bricht an, ein Morgen, den wir alle fürchten, aber er wird die einzige Hoffnung sein, die uns noch bleibt. Die Wasser werden schwer, die Krankheiten werden ihre Schafe unter den Herren suchen und schlachten. Cohen hat es prophezeit, ein großes Gericht wird kommen, wie dereinst Cäsar über die Spekulanten in Rom. Keine Gnade, der Tod ist die einzige Währung, welche anerkannt wird. Mögen sich die Flammen der Hölle an den Seelen der Verdammten nähren ! Keiner entkommt, egal wie ihre Anwälte auch heißen mögen, denn selbst Shakespeare kommt zu seinem Recht: Tötet alle Rechtsgelehrten ! Vanitas, ja daran habt ihr Idioten nicht gedacht, aber Gnade wird es keine geben, denn die Wahrheit verträgt den Zwist der Seelen nicht, ihr ist Recht und Unrecht scheißegal, das nehmen von Leben, dieses Recht kann niemand, ihr nehmen.
Gryphius hat dazu auch noch etwas zu sagen :
Andreas Gryphius
Es ist alles eitel
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;
Was jetzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir vor köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder find't!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.
Die Nacht hat ihr Ende gefunden, ich will nun schweigen, und den Träumen das Singen überlassen. Morgen, so die Götter wollen, werde uích weiter meine Stuß verbreiten.
Bin gerade von meinem täglichen Mittagsnickerchen erwacht, hatte einen recht netten Traum, Bukowski und ich in Los Angeles, aber erst muß ich mal meinen Kühlschrank auffüllen, der Durst hat immer Priorität. Noch eine Stunde dann steht der Schütze Tilman vor meiner Tür, und verlangt Einlaß und Bier. Tilli ist gerade draußen, um frische Luft zu schnappen, aber jetzt schaut er mir schon wieder über die Schulter, hat wohl schon ausgekotzt. Und jetzt ist er nach Hause gewankt, Männer unter Fraueneinfluß, dies ist schon ein erbärmlicher Anblick, gerade mal drei Bier und die Grenze ist überschritten. der Junge stand kurz vor dem Kotzen, wie ich schon immer gesagt habe, Frauen haben einen schlechten Einfluß, das geht nun schon seit Eva so, stell Dir mal vor, wegen einem Weib haben wir das Paradies verloren, und wir werden einfach nicht klüger.
Ich werde mich wohl auch langsam in mein frisch gemachtes Bett begeben, die Postfächer sind leer, Luke online, Colin vermutlich wieder auf einem Balkon, der alte Narr, und mir fällt nicht mehr genug ein, um noch weiter zu machen. Hier liegen noch die CDs mit Lenny Bruce seinem legendären Auftritt im Curran Theater, dürfte Dir gefallen. Also mache ich wohl morgen weiter, für heute Cheers !
Heute Deinen Brief erhalten, der Schnellschuß vom 27.11.99 2. war nicht von schlechten Eltern. Riechst Du langsam wieder Blut. Ich habe heute erneut vergessen, mir neue DIN A 5 Umschläge zu besorgen, also tippe ich an diesem weiter, bis dieses Problem gelöst ist.
Kurze Zeilen,
Einsprüche gegen das Vergehen,
entschwinden,
die Leidenschaft verlierend,
einfach nur noch auf den Tod warten.
Alles nur eine Frage der Wahrnehmung. Die Tage spiegeln sich in der Allgegenwart des Nichts, welches das Meer ist, in das wir alle fließen werden, selbst die Dämonen in den Konservendosen werden eines Tages verstummen, und Teil des Ozeans werden. Hier noch etwas, ein paar Wochen nach dem Tod von Tom.
Sehnsüchtig betrachte ich das Telefon,
hoffe das es klingelt,
und deine Stimme mich ruft.
Doch alles nur Illusion,
gestorben die Träume,
all der Sachen die ich noch mit Dir erleben wollte, nur noch Staub,
Staub auf dem Papier,
und in meinem Denken.
Das Telefon schweigt,
und meine Stimmungen schwanken,
der Alkohol nimmt dem Schmerz die Schärfe,
trotzdem bleibt er.
Es war so nah,
so nah an dem was ich gesucht habe,
doch es verging an diesem Donnerstag,
vor vier Wochen.
Wieder starb ein Stück von mir,
der Wind verwehte es
ein unauffindbares Puzzle,
auf ewig verloren.
Ich möchte zum Hörer greifen,
deine Nummer wählen
dich wieder wahrnehmen,
doch Du bist schon zu weit weg.
Alles was mir bleibt ist die Erkenntnis,
jeder ist ein Monster,
und auch ich,
ich bin das Monster!
Keiner entkommt dieser Hölle unbeschadet, wir alle müssen den Preis zahlen, wer nicht will den bestraft das Leben mit Zwangspfändung ! Hier gibt es keine Stundung, nur die Peitsche.
Einst der Puls,
heute nur noch die Totenglocken.
Aus den Hoffnungen wurden Dämonen,
die uns die Luft zum Atmen rauben.
Uns ?
Wirklich noch Plural,
oder nur noch die spekulativen Tröstungen eines Alkis,
der sich weiße Mäuse zur Gesellschaft denkt ?
Fragen, immer nur Fragen, Labyrinthe ohne Antworten, das Leben verlangt schon einen echten Eisenschädel, so oft wie es einen gegen die Wand laufen lässt. Blut auf dem PVC, eingetrocknet, wie die Träume, die uns einst Schutz in der Nacht gewährten. Ja, wir glaubten die Auserwählten zu sein, die Messiasse der neuen Zeit, die Helden in noch ungeschriebenen Epen, doch heute sind wir schon froh, überhaupt noch zu atmen, gelegentlich noch denken zu dürfen. Eine wahrhaft magere Ausbeute, für solche Ambitionen, die uns dereinst antrieben dem Schrecken die Stirn zu bieten. Dinosaurier hinter zugezogenen Vorhängen, sich an Bierdosen festhaltend, und nur noch auf den Tod wartend. Was für ein Anblick, jene großen Helden" ! Die Sekunden zerbrechen alles in ihren Mahlzähnen, ob gut ob schlecht, recht oder Unrecht, schön oder hässlich, diese Zähne kennen keine Unterschiede. Es gibt einen wunderschönen Zen-Koan: Willst Du die unverstellte Wahrheit sehen, dann darfst Du Dich nicht um Recht oder Unrecht kümmern, denn das sind nur Krankheiten der Seele.
Alle Rechnungen werden mal vergilben, zu Staub zerfallen, schade nur, das wir schon vorher nicht mal mehr Geschichte sein werden. Die Seiten laufen, eine fügt sich an die nächste, die Augenblicke verrinnen, wenn ich versuche einen Brief zu schreiben, dessen Worte mir Untertan sein sollten, aber es nie sind.
Was haben Fauser und ich mit Tischtennis zu tun, eigentlich nichts, außer dem Zusammenspiel in einem Traum heute nachmittag. Die seltsamen Tage fließen weiter, ich warte weiter, wenn ich nur wüßte worauf. Keiner ist in der Lage den Zug zu kontrollieren, in dem wir gefangen sind, und keiner weiß, was der Endbahnhof sein wird, und ob es auch für uns zu nichts weiter reicht als zu einem Grab in den Lüften.
Die Worte
zerfallen zwischen meinen Gedanken,
zu Staub.
Das Empfinden ist auf Eis gelegt,
nur einzelne Wellen,
durchdringen den weißen Samt.
Die Musik träumt vor sich hin,
verhüllt meine Begierden,
die schwächer werden,
sich langsam der Agonie ergeben.
Das Bier ist noch halb voll, besser als gar nichts, heutzutage habe ich schon gelernt den Spatz in der Hand zu achten. Morgen muß ich mal mein Konto prüfen, ob ich nicht mal wieder über meine Verhältnisse gelebt habe, sprich zu viel bestellt habe, rund dreihundert müßten noch offen sein, die Cohenbücher und 2001, der Williams ist schon bestellt, zusammen mit einer 3-CD-Box von Phil Ochs und den Klavierwerken von Chopin.
Scotty, beam me up
Hol mich raus aus dieser Hölle,
die mich auffrißt,
nur die Hülle zurück läßt,
viel Fassade aber kein Inhalt,
existieren als Zombie,
Nein danke,
Scotty, beam me up!
Es ist zu spät, um noch Mohammed zu werden, aber bei Buddha bin ich mir nicht so sicher, ich darf nur nicht vergessen, was der Buddhismus lehrt: Triffst Du Buddha, dann töte ihn !
Auch dieser Brief muß mal ein Ende finden, morgen dürfte ich wieder Umschläge haben, dann geht er raus, zusammen mit den CDs von Lenny Bruce. Viel Spaß !
Hail Kalisti
Cheers
Der Kurienkardinal
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