Ahoi, Du durchsichtiges Hemd,

 

hat es mal wieder für zwei Gramm mehr gereicht, oder willst Du doch noch auf den Catwalk ? Du wärst mit Sicherheit gut geeignet als Model für die matured Junkiefashionshow von Otto Kern, oder sonst so einem überflüssigen Parasiten. Mode, als Begleiterscheinung recht nett, aber wehe Sie hat etwas zu melden, das ist ein sicheres Zeichen für Degeneration. Diese Sklaven des äußeren Geschmacks, Sie kotzen mich so an, ihre billigen Kostüme hinter denen Sie noch viel erbärmlichere Charakter verbergen, was für ein Abschaum, und dann wundern sich manche, das jemand säuft. Anders kann man es ja auch nicht mehr aushalten, unter all diesen Kretins ! Solche Sprüche darfst Du aber nie gegenüber den falschen „Freunden" ablassen, sonst wirst Du recht schnell wieder abgelassen in die Tiefen der deutschen Psychiatrie. Also nie vergessen: Landshut ist die Hauptstadt von Niederbayern und sonst gar Nichts !!! Cave canem !

Ein seltsamer Tag war das heute, gute Augenblicke, verwunderte, ärgerliche und beschauliche. Den ganzen Morgen habe ich auf den Paketboten gewartet, da ich wußte, das heute ein Paket von 2001 kommen sollte, als ich aufgab gegen halb zwölf und schon in der Badewanne saß, da klingelte es. Mann gab das eine Überschwemmung, jetzt darf ich den Boden wieder raus wischen. Dafür war der Inhalt exzellent, eine drei CD-Box von Phil Ochs und alle Klavierstücke von Chopin, dreizehn

CDs für 29.90DM, gute Qualität und schöne Aufnahmen. Ich habe mir heute schon die Mazurken und einige Walzer gegeben, sehr zufriedenstellend, würde Dir auch mal gut tun. Eigentlich wollte ich um diese längst im Bett liegen und schlafen, aber es ist mal wieder später geworden, als beabsichtigt. Doch nun reicht es, der Brief kommt eh erst am Montag bei Dir an, also habe ich noch zwei Tage zum Schreiben. das dürfte reichen.

Heute Deinen Brief bekommen, ich musste noch mal Tränen lachen. Heute Abend zeige ich ihn auch noch Colin, dann mache ich noch eine Kopie, die ich dann via Internet noch in die weite Welt hinaus schicke. Magic Belt hat wieder zugeschlagen, kräftig auf die Zwölf gegriffen!JJJJauuulllllllllll!!!! UUUUAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA !!!!!!!!!!!!! Das Leben zeigt sich manchmal wirklich von der ganz gnadenlosen Seite. Ich habe Dich schon immer gewarnt, Frauen sind das Salz in der Höllensuppe, die uns jeden Tag umschwappt,und alle eines Tages in ihre Tiefen ziehen wird. Frauen, welche Karten legen, sind immer gefährlich, je älter ich werde, desto mehr verstehe ich die Inquisition, und beginne zu ahnen, welch schrecklichen Fehler wir mit ihrer Abschaffung begangen haben. Johannes Paul, vielleicht bist Du der letzte vernünftige Mensch auf Erden. Oh, Herr, schmeiß Hirn für uns arme Sünder vom Himmel ! Auf das wir das Böse erkennen, und es mit Feuer auslöschen ! Die Zeit ist reif für einen heiligen Krieg.

Zuvor habe ich eine Aufnahme des vierten Satzes von Brahms erster Symphonie gehört, aufgenommen im Januar 45 in Berlin. Mann, ich habe selten so harte Musik gehört, so gnaden-und hoffnungslos. Schade, das es diese Aufnahme nicht auf CD gibt, das wäre auch etwas für Dich. Die Zeit ist nicht unser Freund, zwar Helfer in der Not, doch kein Freund, nur der Verbündete vom Gevatter Tod. So geht es jedem, wir warten die Zeit ab, um endlich zu sterben. Zurück zur großen Theke. Irgendwo dort, treibt sich Tom rum.

 

Die Stunden vergehen,

alles geht seinen Lauf,

nichts scheint sich geändert zu haben,

aus dem Radio ertönt eine Sinfonie,

brandende Musik,

trotzdem fehlt etwas,

in diesem ewig gleichen Gang der Dinge.

Ich habe nicht gewusst,

das deine Sinfonie

schon im letzten Satz war,

leider hörte ich deine letzten Töne nicht,

nur in meinem Geist,

höre ich noch dein Echo,

doch auch dies wird verklingen.

Nur noch selten wird die Erinnerung,

einige Takte deines Lebens,

in mir erklingen lassen.

Diese Gedicht habe ich am 10.3.99 geschrieben, du weißt ja um wenn es geht, bald ist es schon wieder ein Jahr her, und wir sitzen noch immer da, und warten auf das Sterben. Tag auf Tag, Stunde auf Stunde.

Aber um eins beneide ich Dich manchmal, deine Fähigkeit noch an Frauen Interesse zu haben, noch sich dem Vergessen der Triebe anheim geben zu können, dies ist bei mir nicht mehr der Fall. wenn ich die Wahl hätte und eine Wahnsinnsfrau bei mir auf der Couch sitzen würde, und mit mir schlafen wollen würde, dann würde ich wohl kurz überlegen, dann aufstehen, zum Kühlschrank gehen, und mir noch ein Bier holen, und mit den Schultern zucken. Da ist kein Geschäft mehr mit mir zu machen. Ich kann in dem ganzen Streß keinen Sinn oder Vergnügen mehr sehen. ich will nur noch meine Ruhe, langsam und friedvoll hinüber gleiten, darauf warten, das der große Frieden kommt. Ich kann zwar nicht sagen, das es gar kein Interesse mehr geben würde, doch zwingenden Charakter haben solche Gedanken nicht mehr. Jetzt hör ich mal besser auf, ansonsten wird dieser Brief nie fertig.

 

Hail Kalisti

 

Cheers

 

Der Kurienkardinal

 

 

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